Nach über sechs Monaten beenden wir die Besetzung der Haldenstraße 47. Für ein halbes Jahr konnten wir linksradikale Praxis in Bochum leben. Wir haben einen solidarischen Raum geschaffen, viele politische Diskussionen im Alltag geführt und einen breiten Austausch mit Leuten aus verschiedenen linken Kontexten praktiziert. Feminismus, queerer Aktivismus, Antikapitalismus, Antirassismus, Klimagerechtigkeit, für all dies war und ist hier Platz. Dies ist unsere Erklärung zum Auszug.
Nachdem wir das Haus am 15.10.22 besetzt haben, kamen wir mit der Eigentümerin schnell zu einer Übereinkunft. Die Vereinbarung über die Zwischennutzung hat uns die Möglichkeit gegeben, in legalisierter Form das Haus zu nutzen und damit Repressionen aus dem Weg zu gehen. Das Grundstück, auf dem die Haldi 47 steht, gehört der Diakonie Ruhr, die dieses als Baugrundstück für soziale Zwecke erworben haben. Der geplanten Wohnanlage wollen wir uns nicht entgegenstellen. Daher halten wir uns an die damals getroffene Abmachung, kurz vor Abrissbeginn die Besetzung zu beenden.
Damit sehen wir uns als Vorbild für weitere Besetzungsprojekte, die wie wir Leerstand nutzen wollen. Wir hoffen auf weitere Gruppen, die in anderen Immobilien voran gehen und in denen wir wieder zusammen kommen können. Wir wollen unsere gemeinsame Praxis in anderen Räumen fortführen und sind auch offen für Angebote.
Der Ort hat Räume geschaffen für nicht-institutionelle Jugendarbeit, in denen der kapitalistische Konsumzwang verringert werden konnte. Die Haldi 47 ist frei zugänglich und hat einen Aufenthaltsort geboten, bei dem nichts , bei dem nichts gekauft werden musste. Junge Menschen kamen durch die Besetzung in Kontakt mit linksradikalen Ideen und wurden inspiriert, diese mit uns zu erkämpfen. Damit haben wir eine Lücke geschlossen, die durch die Corona-Pandemie entstanden ist und Menschen zusammen gebracht, die sich aus ihrer Vereinzelung befreien konnten und durch unser Haus zusammen gekommen sind.
Aufgrund unserer linken, antifaschistischen Arbeit wurden wir Ende März von Nazis angegriffen. Umgehend danach erfuhren wir Solidarität aus der gesamten linken Bewegung und darüber hinaus, für die wir uns nicht genug bedanken können. Die Botschaft auf unserer Fassade: „Egal wie oft ihr uns niederschlagt – wir stehen immer wieder auf!“ ist für uns nicht nur eine leere Worthülse, sondern ruft uns unsere Stärke stets in Erinnerung.
Obwohl die Zeit danach für uns mit einem eingeschränkten Sicherheitsgefühl und einer ambivalent diskutierten Polizeipräsenz einher gegangen ist, möchten wir klar machen, dass dies nicht der Grund für unseren Auszug ist. Gegen Nazis in Bochum und anderswo – alle zusammen gegen den Faschismus!
Wir sehen uns in der Tradition der Hausbesetzungsbewegung. Deren Arbeit war für uns eine Inspiration, die wir nun auch für andere sind. Wir nehmen uns die Häuser und die Räume, die für uns verschlossen sind und die uns verweigert werden. Grade in Zeiten der Inflation und ständig steigender Rechnungen gilt: Miete verweigern, Kündigung ins Klo.
Wir hatten eine tolle Zeit und danken allen, die sich beteiligt haben. Wir wollen weiter gemeinsamen kämpfen, wie auch auf der Vorabenddemo zum 1. Mai. Vorher geben wir noch einmal der Nachbarschaft, der Stadtgesellschaft und im Besonderen der linken Szene, der wir uns so verbunden fühlen, die Chance sich das Haus anzuschauen und gemeinsam mit uns zu nutzen. Am 15. April laden wir alle zu einem Tag der offenen Tür mit Nachbarschaftsfest und Aktionen für Kinder. Am Abend feiern wir dann das halbjährige Jubiläum der Besetzung.
Am 09. April findet ein Flinta*sketch Workshop und am 16. April ein offenes Selbstfürsorgetreffen statt. Jeden Freitag öffnet weiterhin die Haldenkneipe die Türen zur Haldi 47. Am 29. April geben wir alle nicht mehr benötigten Gegenstände gegen eine Spende im Rahmen eines kleinen Flohmarkts raus. Genauere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen findet ihr auf unseren Kanälen.
Menschen, die Dinge ausgeliehen haben, holen die bitte bis zum 28.04 zum Beispiel bei den Veranstaltungen ab